HOFFNUNG in DUNKLER Zeit?
ist momentan ein Begriff, der unweigerlich auftauchen muss angesichts der nicht enden wollenden Pandemie mit ihren einschneidenden Folgen für alle. Achten wir auf ein Wort, das uns gegeben ist:
Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung. Jer 29,11
„Zu schön, um wahr zu sein“, könnte eine erste spontane Reaktion darauf lauten. Sie könnte aber auch so sein: „Wunderbar, was der HERR uns zuspricht! Das macht mir und uns Mut, das freut uns, gerade jetzt angesichts all der Mühen und Probleme unserer Tage!“
Wem galt eigentlich ursprünglich dieses Wort?
Es ist ein Zitat aus einem Brief. Dieser Brief war etwas Besonderes mit einer überraschenden Botschaft. Absender war der Prophet Jeremia aus Jerusalem. Empfänger waren die Ältesten seiner Volksgenossen, die in den damaligen Kriegswirren – im 6. Jahrhundert vor Christus – nach Babel verschleppt worden waren. Er galt auch den Priestern und Propheten dort, eigentlich dem ganzen Volk. Sie waren in einer sehr unglücklichen Lage. Die Heimat war verloren. Jerusalem, „die hochgebaute Stadt” mit dem Tempel hatten sie verlassen müssen. Die Feinde des Gottesvolkes hatten gesiegt. Was hatte das zu bedeuten? Das konnte man doch nicht einfach so hinnehmen! Einige aus dem Volk waren deshalb auch zurückgeblieben, in den Trümmern und der von der Niederlage gezeichneten Stadt. Die nach Babel Verschleppten trauerten sehr. Manche waren richtig deprimiert, andere wollten aufbegehren. War das eine Strafe oder Gericht Gottes? Oder sollten sie Widerstand leisten gegen die übermächtigen Feinde?
Und jetzt kam dieser Brief aus Jerusalem. Jeremia, der Prophet Gottes, immer schon ein Werber für eine Umkehr zu Gott, der zum Gerichtspropheten werden musste, war also noch am Leben. Einflussreiche Kreise hatten ihn umbringen wollen! Aber er hatte eigentlich recht gehabt. Sollten sie deshalb jetzt lieber auf ihn hören und ernst nehmen, was er ihnen schreibt?
Aber was war denn die Botschaft dieses Briefes? Mit folgenden Worten kann man das Erstaunliche zusammenfassen, was da als Wort des HERRN zu ihnen kam:
„Baut Häuser, pflanzt Gärten, nehmt euch Frauen, zeugt Kinder, vermehrt euch, suchet der Stadt Bestes und betet für siezum HERRN. Wenn’s ihr wohl geht, geht’s auch euch wohl. Lasst euch nicht drausbringen durch Propheten und Wahrsager mit ihren Träumen, die ich euch nicht gesandt habe und die euch Lüge weissagen! Es ist von mir so geplant und herbei geführt, dass ihr dorthin gekommen seid- für eine ganz bestimmte Zeit (70Jahre). Dann werde ich euch heimsuchen und mein gnädiges Wort an euch erfüllen, dass ich euch wieder an diesen Ort (Jerusalem) bringe.“ Jer 29.5-10
„Wie bitte? Wir sollen uns mit dieser schrecklichen Situation arrangieren? Das gibt’s doch nicht!“ So kann man sich erste Reaktionen darauf vorstellen. Sollte das tatsächlich das Wort Gottesfür ihre Situation sein?
„Es ist von mir so geplant und herbei geführt…”(s. Jer 29,4+7+10) heißt es da. Hat Gott also die Niederlage und Schmach des Volkes Gottes bewusst so gewollt? Beim genauen Hinhören erschließt sich noch ein größerer Horizont. Gott hat einen Plan für Sein Volk, eine gute Zukunft! Auf dem Weg dahin soll es eine begrenzte Zwischenzeit geben. In der müssten sie im Exil, unter der Regentschaft Babels bleiben. Es soll eine Zeit der Reinigung und Besinnung sein. Das würde immerhin drei Generationen lang dauern. Nach dieser Prüfung jedoch würde ihnen das winken, was sie sich so sehnlichst erhoffen: die Rückkehr nach Jerusalem! Dann träten die Verheißungen Gottes für sein Volk wieder in Kraft. Es würde das wiederhergestellt werden, was dem ursprünglichen Willen Gottes entspricht. Das Wort in Vers 11 bekräftigt das: Gedanken des Shalom hat Gott für Sein Volk. Er wird ihnen eine Zukunft und Hoffnung geben. Davor braucht es aber diesen Zwischenschritt, dass sie sich mit der Situation in Babel arrangieren. Das ist das Gebot der Stunde für das Volk Gottes damals. Sie sollen sich darauf einlassen, wie es ist – d.h. sich dieser Situation fügen und sich konstruktiv in der dortigen Gesellschaft integrieren.
Als Christen können wir davon Wichtiges für heute lernen. Es wird etwas deutlich vom Wesen Gottes. Aus Liebe warb er um Sein Volk, das jedoch blind und taub geworden ist. Sein aktuelles Reden kam nicht an bei ihnen. Ihre Blindheit und Taubheit wollten sie einfach nicht wahrhaben. Ist es nicht heute ähnlich, vielleicht sogar bei uns selbst? Das Sendschreiben an Laodicäa ist uns eine Mahnung.Der Weg zur Umkehr kann also über Ereignisse führen, die auf den ersten Blick nicht annehmbar erscheinen.
Shalom, der umfassende Frieden, ist das Ziel Gottes. Mit dem Geschehen auf Golgatha und an Ostern ist in der Mitte der Zeiten dieser umfassende Frieden unerschütterlich auf dieser Erde, im ganzen Kosmos etabliert worden. Von daher gilt für alle vergangenen Zeiten wie für alle Zukunft: „Es ist vollbracht!“ Unumstößlich ist die Versöhnung mit Gott und die Überwindung des Todes. Sie ist in Jesus, dem Sohn Gottes, für alle Menschen vorhanden! Er ist der Erstling nicht nur der Schöpfung, sondern auch der Auferstehung vom Tod. Mit ihm ist das wunderbare Reich Gottes angebrochen. In ihm ist die alles verändernde Kraft der Verwandlung und Befreiung von Sünde und Schuld gegeben. Das hat nun wirklich mit Zukunft und Hoffnung zu tun – auch für uns heute.
Wir dürfen in der vollbrachten Erlösung wandeln, sie stets neu im Glauben ergreifen. Das gilt unabhängig von allen Umständen. So will auch unsere Glaubenshaltung inmitten allen gegenwärtigen Geschehens zur Orientierung, zum Licht für andere um uns herum werden.
Auch wenn ein unbekanntes Geschehen oder Katastrophenszenario uns zunächst bedrängen mag – das hat nicht das letzte Wort. Unsere eigentliche Perspektive ist der gekommene und kommende Herr. Und er sehnt sich danach, dass wir unser Herz ihm zuwenden, gemeinsam – vor allem deshalb, weil er uns in unserer Berufung zur Erstlingschaft im Leib Christi in eine große Gesamtverantwortung gestellt hat. Die üben wir z.B. so aus, dass wir für alle Menschen, besonders für Verantwortliche in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft usw. beten, natürlich auch zusammen mit anderen Christen. Der Apostel Paulus rät uns dringend dazu in 2Tim 2,11
Könnte das Wort an das damalige Volk Gottes in Babel heute auch so verstanden werden!
Sind diejenigen, die sich in die Gegebenheit fügen (Corona-Bestimmungen), die eigentlichen Gotteshelden?
Hat Gott selbst uns in diese Situation hineingeführt, um uns in der Diaspora zu reinigen und zu heiligen? Angesichts des Bedeutungs- und Glaubwürdigkeitsverlusts der Kirche in der Öffentlichkeit, evtl. auch der Gemeinschaften im Volk Gottes, erscheint das nicht abwegig. Oder: Wie leben wir unsere Beziehung zum Friedefürsten Jesus, der uns den Shalom gebracht hat?
Sind wir ihm gemäß Brückenbauer angesichts zunehmender Polarisierung?
Schauen wir zuversichtlich nach vorne aufgrund seiner Verheißung oder jammern wir lieber?
Wofür kämpfen wir, setzen wir unsere Energie und Aufmerksamkeit ein?
Was hat uns das Wort aus Jes 30.15 zu sagen: Durch Umkehr und Ruhe werdet ihr gerettet, im Stillhalten und Vertrauen liegt eure Kraft?
Gilt uns heute also dieses Wort des Propheten Jeremia? Wir sehen, dass es eine prophetische Dimension hat, die über die Situation in Babel hinaus reicht. Die tiefergehende Wirklichkeit von Kreuz und Auferstehung untermauert diese froh machende Zusage, der wir ganz und gar trauen:
Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft undHoffnung. Jer 29,11
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